Dürre in Deutschland - Was könnt ihr tun?

von Antonia Schiffers
21. Juni 2022
https://www.ufz.de/index.php?de=37937

Rückblick auf 2022

Schon auf den ersten Blick erkennt ihr - es ist trocken! Sehr trocken! Die orangenen und roten Stellen breiten sich über Deutschland aus und auch das pflanzenverfügbare Wasser ist knapp.

Wir starten mit einem kurzen Rückblick über das Jahr 2022. Im Januar ließen sich im Mittel ausgeglichene Niederschlagsverhältnisse verzeichnen, wobei es im Norden bereits etwas zu trocken war. Im Februar war es in Deutschland vorherrschend feucht und die Wasservorräte im Boden konnten aufgefüllt werden. Der Frühling brachte einen zu trockenen März, der seit 1929, 1953 und 2012 der vierttrockenste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Im Nordosten zum Beispiel fiel so wenig Niederschlag, dass er nicht einmal gemessen werden konnte. Auch wenn im April wieder regionale Unterschiede registriert wurden, gab es im Durchschnitt eine gleichbleibende Niederschlagsmenge wie im vieljährigen Mittel (1961 – 1990). Der Mai startete gut durchwachsen, zeigt jetzt jedoch vermehrten Trockenstress in vielen Bereichen. Nur im Norden, in vereinzelten Regionen im Westen und Osten und in der Alpenregion besteht eine ausreichende bis gute Wasserversorgung. Auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes könnt ihr euch im Bodenfeuchteviewer den aktuellen Bodenfeuchtezustand anschauen.


Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft

In den letzten Jahren haben sich die Extremwettersituationen gehäuft. Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl und die Dauer von Trockenperioden weltweit um 29% gestiegen, gleichzeitig nimmt aber auch die Anzahl an Starkregenereignissen drastisch zu. Somit werden langanhaltende Dürren und Überschwemmungen immer häufiger. Durch die erhöhte Temperatur treten Stürme und Waldbrände vermehrt auf und Vegetationsperioden verändern sich, wodurch Aussaat- und Erntetermine verschoben werden. Auch die Anzahl und Art der Schaderreger verändert sich und bringt neue Herausforderungen mit sich. Trotzdem werden die Situationen regional unterschiedlich bleiben. Für die Bodenfeuchte ist nicht nur der Niederschlag und die Temperatur verantwortlich, sondern auch die Topografie, die Vegetation und die Bodenart. Zum Beispiel besitzen Ton- und Lehmböden, im Gegensatz zu sandigen Böden, eine gute Wasserspeicherkapazität. Auch der Humusanteil spielt eine große Rolle dabei, wieviel Wasser im Boden gehalten werden kann. Bei Überschwemmungen werden wichtige Nährstoffe aus dem Boden geschwemmt, die den Pflanzen dadurch nicht mehr für die richtige Ausbildung der Wurzeln zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund verringert sich die Wasseraufnahmefähigkeit und die gesamte Entwicklung der Pflanze verlangsamt sich. Des Weiteren hängt es davon ab, um welche Pflanzenart es sich handelt und wie groß ihre Hitze- und Trockentoleranz ist. Empfindlich sind Zuckerrüben, Kartoffeln und Raps. Getreidearten, vor allem Gerste, Mais und Soja sind deutlich hitzetoleranter, brauchen aber trotzdem genügend Wasser. Mit sehr viel Trockenheit kommen dagegen Kichererbse, Soja und Sorghum aus.


Hilfe für betroffene Landwirte

Nicht in allen Regionen steht genügend Wasser zur Feldbewässerung zur Verfügung oder es wäre zu viel Aufwand, Wasser auf die Flächen zu transportieren und auszubringen oder Bewässerungsanlagen zu installieren. Somit haben Landwirte mit Ernteeinbußen, Noternten und Zukauf von Futtermitteln zu kämpfen. Die Dürre 2018 hat in stark betroffenen Regionen bis zu 70% Ertrag in der Landwirtschaft gekostet, sodass das Bundeslandwirtschaftsministerium beschlossen hatte, 340 Millionen Euro Soforthilfe bereitzustellen. Das war jedoch nur der Fall, da es sich um ein „Ereignis von nationalem Ausmaß“ handelte. Starkregen, Frost und Trockenheit gelten im Gegensatz zu Überschwemmungen und Orkanen als „Naturkatastrophen gleichgestellten widrigen Witterungsverhältnissen“ und bedürfen keiner finanziellen Hilfe durch den Bund. Auch Versicherungen gegen Dürre gibt es kaum, obwohl hitzebedingte Ernteausfälle keine Seltenheit mehr sind. Darin liegt vermutlich auch das Problem, denn wenn Schäden durch Dürre zu verzeichnen sind, betrifft das meistens viele Betriebe, sodass die Zahlungen für die Versicherung sehr hoch wären. Auch kommt hinzu, dass Dürre-Versicherungen, anders als bei Sturm, Starkregen und Hagel, nicht von der Versicherungssteuer befreit sind.


Die Landwirtschaft muss angepasst werden

Es ist nun also wichtig, die landwirtschaftlichen Produktionssysteme nachhaltig an die Klimaveränderungen anzupassen. Bedeutend dabei ist auch die Forschung, denn es ist wichtig, Sorten zu entwickeln, die besser mit extremen Bedingungen zurechtkommen. Es treten Kulturpflanzen in den Vordergrund, die bis jetzt eher weniger genutzt wurden und eventuell in Zukunft andere Arten ersetzen könnten. Zum Beispiel das trockentolerante Sorghum als Rohstoffpflanze statt Mais. Die Züchtung spielt auch eine große Rolle bei der indirekten Problembekämpfung, denn züchterisch können Sorten etabliert werden, welche deutlich widerstandfähiger gegen den zunehmenden Schädlings- und Krankheitsdruck sind.


Tipps für die Praxis

Generell sollte die Bodenbearbeitung auf ein Minimum reduziert werden, denn je weniger der Boden gewendet wird, desto weniger Wasser geht verloren. Die Bodenzusammensetzung wird dadurch weniger stark verändert, was sowohl die Wasserdurchlässigkeit als auch die Wasserspeicherkapazität fördert. Dafür eignen sich pfluglose Verfahren mit dem Grubber, Mulch- und Direktsaat und Strip Till. Bei der Stoppelbearbeitung sollte darauf geachtet werden, alle Strohreste vollständig einzuarbeiten, die dann zur Humusbildung beitragen und durch ein verbessertes Bodengefüge einen Erosionsschutz bieten. Des Weiteren ist es sinnvoll, im Herbst früher auszusäen, da die Frühsommertrockenheit ein großes Problem für die richtige Entwicklung der Pflanzen darstellt. Auch arbeitswirtschaftlich betrachtet ist es sinnvoll, da bei hohem Weizenanteil in der Fruchtfolge die Arbeitsspitzen bei Aussaat und Ernte entzerrt werden. Trotz den Vorteilen sollte der Anteil von Frühsaaten an der Gesamtwinterweizenfläche auf maximal 20 Prozent festgelegt werden, da mit der frühen Aussaat immer auch Risiken verbunden sind. Zwischenfrüchte und vielfältige Fruchtfolgen sind ein weiterer wichtiger Punkt. Durch die dauerhafte Bodenbedeckung verdunstet weniger Wasser und Humus kann angereichert werden, der eine stabile Bodenstruktur schafft und eine große Menge an Wasser speichern kann.


Schlussendlich betrachtet sollte es eine Mischung aus vielen Maßnahmen sein, um den Klimaveränderungen entgegenzutreten. Auch Hilfszahlungen sollten den Klimaentwicklungen angepasst werden. Trotzdem bleibt das Sprichwort „Prävention ist besser als Intervention“ bestehen.

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